Entstehung von nationalen Schriftarten
Nach dem Untergang des römischen Reiches entstanden zwischen VI. und VIII. Jahrhundert eine Vielzahl schwer leserlicher Verkehrs- und Buchschriften kleiner Nationalstaaten. Basis waren die Uncialis (Unziale) als Buchschrift und die Cursiva als Alltagsschrift. Im Fränkischen Reich entwickelte sich ab ca. 625 die merowingische Schrift, aus der die „Merowingische Minuskel“ entstand.
Die merowingische Minuskel als TTF-Schriftart
Norbert Bartz hat daraus eine TTF-Schriftart entwickelt. Mit dieser kannst du auch am Computer Texte in historischer Schrift schreiben. Nachstehend ein mit dieser Schriftart erstelltes Beispiel:
Für den Privatgebrauch ist sie kostenlos. Bei kommerzieller Verwendung oder der Nutzung für Veröffentlichungen in dieser Schriftart fällt eine geringe Lizenzgebühr an. Die Schriftart findest du als ttf-Font hier.
Die merowingische Minuskel am PC nutzen
Beachte, dass dieser Schriftyp keine Großbuchstaben hat. Um einen Text korrekt in der Merowingischen Minuskel zu schreiben, kannst du (mühsam) die entsprechenden Buchstaben entsprechend der obigen Tabelle verwenden. Etwas einfacher geht es nach der folgenden Anleitung:
- Du schreibst deinen Text in einer Standardschrift: „Diesen Mustertext wollen wir in der Merowingischen Minuskel darstellen und hoffen, dass das Ergebnis gut aussieht.“
- Zunächst wandelst du alle Großbuchstaben in Kleinbuchstaben um, indem du den Text markierst und mit Shift + F3 die Schreibweise änderst: „diesen mustertext wollen wir in der merowingischen minuskel darstellen und hoffen, dass das ergebnis gut aussieht.“
- Als nächstes setzt du die Ligaturen: Suche mit strg + h nach den entsprechenden Buchstabenkombinationen. Ersetze diese durch die Großbuchstaben aus der Tabelle. Ligaturen verwendest du nur innerhalb von Silben, nicht aber zwischen zwei Silben. „Mustertext“ ist daher ein wenig kompliziert. Wir haben „st“, das in „te“ übergeht und „rt“ das in „te“ übergeht. Trenne als zunächst gedanklich die Silben in „Mus-ter-text“ (neue Rechtschreibung). Damit scheidet „st“ ebenso als Ligatur aus wie „rt“. Ändere also die vorhandenen „te“ in „H“ und fahre mit deinem gesamten Text fort: „diesen musHrHxt wollen wir in der meQwinIschen minuskel darDellen und hoffen, dass das ergebnis gut aussieht.“
- Als letztes markierst du deinen Text wieder. Andere die Schriftart in „Merowingische Minuskel“ (im Bild haben wir die Ligaturen gelb markiert):
- Ohne Ligaturen sähe der Text übrigens so aus:
Bei längeren Texten lasse ich die Ligaturen übrigens lieber weg, weil sie die Lesbarkeit meiner Meinung nach weiter verschlechtern. Die von uns erstellte Tabelle mit allen Buchstaben und Ligaturen sowie der verwendeten Anleitung findest du hier zum Download.
Die Merowingische Minuskel wurde vorwiegend in den Klöstern des gallo-römischen Westens des Landes verwendet und ab dem späten VIII. Jh. durch die „Karolingische Minuskel“ abgelöst.
Quellen: Universität Bamberg, Norbert Bartz (abgerufen am 18.10.2022)