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Für die Seite "Über uns" haben wir eine schöne Zeichnung eines fränkischen Gehöfts der Merowingerzeit gefunden
Rekonstruktion eines fränkischen Gehöfts (Quelle: Archäologie Online (Zeichnung: Friederike Hilscher-Ehlert / LVR), abger. am 18.10.2021)

Gerne erzählen wir etwas über uns und unser Hobby. Als kleine Gruppe von vierzehn Frauen und Männern stellen wir eine bäuerliche Familie in der Zeit des frühen VII. Jahrhunderts dar.

Franken an der Lahn

Der östliche Teil des Frankenreichs, in dem wir lebten, wurde Austrasien (auch Austrien) – Land im Osten – genannt. Wir gehören dem Kleinstamm der „Lander“ (lat. „Landoudioer“) an. Die Lander gehörten zu den Franken und wurden in der Geschichtsschreibung nur selten erwähnt. Ihr Siedlungsgebiet lag an der oberen und mittleren Lahn (heute etwa Biedenkopf – Marburg – Gießen – Wetzlar). Unklar ist, ob es sich bei den Landern tatsächlich um einen eigenständigen Stamm handelte. Möglicherweise waren sie ein Unterstamm der Chatten. Deshalb nennen wir uns Franci Logana – Franken an der Lahn (ausgesprochen werden wir übrigens „Franki Logana“ (das lateinische „C“ wird als „K“ gesprochen). Den berühmten „Caesar“ beispielsweise spricht man korrekt „Kajsar“ aus. Jetzt wird auch deutlich, woher das deutsche Wort „Kaiser“ stammt).

Die Lahn bildete lange Zeit die Grenze zwischen Franken und Alamannen und natürlich hat dieses Volk Einfluss auf uns genommen. Die Ausgrabungen in der Nähe unserer Region sind zwar von großer Zahl, die Grabbeigaben jedoch eher spärlich. Wir legen uns daher nicht auf die Darstellung eines bestimmten Grabes fest, stattdessen wählen wir unsere Ausrüstung aus belegten Funden, die zu dieser Zeit noch bzw. bereits genutzt wurden (Funddaten von ca. 540 bis spätestens 640).

Unser Leben im frühen VII. Jahrhundert

Unsere Familie bewohnte ein Gehöft, das aus einem großen Haupthaus (Wohnstallhaus) und mehreren Nebengebäuden bestand. Es gab beispielsweise weitere kleine Wohnhäuser, dazu Ställe für Rinder und Schweine, Ziegen und Schafe. Zum Hof gehörten weiterhin Grubenhäuser für Handwerk und Handarbeiten sowie Vorratshäuser. Auf einem derartigen Gehöft dürften bis zu 50 Menschen gelebt haben. Die Franken kannten kein Wort für „Bauern“, weil vom hohen Adel und dem Klerus abgesehen alle Menschen hauptsächlich Bauern waren. Naturgemäß gehören wir nicht zum Adel, leiden aber mit ausreichend eigenen Flächen für unser Vieh auch keine Not. Ackerbau wurde zu unserer Zeit nur in Maßen betrieben, trotzdem hatten wir natürlich auch kleine Felder. Dinge für den täglichen Bedarf stellten wir vorwiegend selbst her. Was über unsere Fähigkeiten hinausging, erwarben wir durch Tausch oder gegen Bezahlung auf den wenigen Märkten in der Region.

Freie Bauern – was ist darunter zu verstehen?

Der Besitz eigenen Landes wurde im Fränkischen Reich für die Mehrzahl der Bevölkerung eher die Ausnahme denn die Regel. Ein freier Bauer auf eigenem Grund war demzufolge bereits eher der Oberschicht angehörig. Den Grabfunden – insbesondere der Wetterau, aber auch dem Gießener Becken folgend – halten wir es dennoch für wahrscheinlich, dass sich unser Reichtum und damit auch die Ausstattung in Grenzen hielt. Immerhin war der spätere Lahngau zu dieser Zeit wohl als provinziell zu bezeichnen. Unter „frei“ ist in der Merowingerzeit übrigens „nicht leibeigen“ zu verstehen, keinesfalls aber die moderne Bedeutung „unabhängig“. Durch die germanischen Stammestraditionen und durch die immer noch vorhandenen römischen Einflüsse waren wir durch Eid an unseren König gebunden und ihm zur Heeresfolge verpflichtet. Zu einer Sippe, auch Familia genannt, gehörten aber auch Freigelassene und Sklaven.

Ihr wollt mehr über uns erfahren?

Wie wir genauer über eine gute Darstellung einer Sippe dieser Zeit denken, könnt ihr hier nachlesen. Ansonsten fragt uns gerne. Auch für Ratschläge oder Fundstellen sind wir euch dankbar und über Hinweise auf gute Literatur oder konstruktive Kritik freuen wir uns. Nutzt einfach das Kontaktformular. Denkt aber bitte daran, dass das unser Hobby ist. Eine Antwort kann also auch mal etwas dauern. Im Mittelalter hatte man schließlich noch Zeit 😉

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